- Beutezug
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Ich hatte noch nie jemanden umgebracht. War schon ein eigenartiges Gefühl. Doch ich widerstand dem Drang, Hals über Kopf davonzurennen. In dem hinderlichen Weihnachtsmannkostüm und den klobigen Stiefeln wäre mir das sowieso schwergefallen.
Es sah seltsam aus, wie sie dalag. Reglos und bleich, den Kopf mit den kurzen, blonden Haaren verdreht, als hätte ihn jemand abgenommen und zu locker wieder auf den Hals gesteckt.
Ihre Augen waren geschlossen und aus den Ohren sickerte ein wenig Blut. Es war zähflüssig und wirkte auf dem Betonboden wie tiefrotes Quecksilber.
Sie roch auch nicht gut. Als im Augenblick ihres Todes die Muskeln erschlafften, hatte sie in die Hose gemacht.
Sie wirkte kleiner und zarter, als sie ohnehin war, glich einem Kind, das hingefallen war und allein nicht wieder aufstehen konnte.
„Wie ein zerbrochenes Spielzeug“, dachte ich. „Aber wenigstens ist sie still.“LESEPROBE
Zu lesen in der Anthologie Hell`s Bells, Hrsg. Christiane Geldmacher, Verlag Poetenladen, ISBN – März 2008